Samstag, 9. Oktober 2021

Heinrich Heines Studienjahre (K)

Heinrich Heine



Heine nahm im Jahr 1819 das Studium der Rechts- und Kameralwissenschaft auf, obwohl ihn beide Fächer wenig interessierten. Zunächst schrieb er sich in die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ein und wurde Mitglied der Burschenschaft »Allemannia«, die unter dem Tarnnamen »Allgemeinheit« auftrat.

Heine belegte in Bonn nur eine einzige juristische Vorlesung, dagegen hörte er im Wintersemester 1819/20 die Vorlesung zur Geschichte der deutschen Sprache und Poesie von August Wilhelm Schlegel. Der Mitbegründer der Romantik übte einen starken literarischen Einfluss auf den jungen Heine aus, was diesen aber nicht daran hinderte, sich in späteren Werken spöttisch über Schlegel zu äußern. Das Gleiche widerfuhr einem weiteren seiner Bonner Lehrer, Ernst Moritz Arndt, dessen nationalistische Ansichten Heine in späteren Gedichten und Prosatexten mehrfach aufs Korn nahm. In seiner Bonner Zeit übersetzte Heine Werke des romantischen englischen Dichters Lord Byron ins Deutsche.

Im Wintersemester 1820/21 ging er an die Georg-August-Universität Göttingen, die bei dem jungen Heine nicht gut wegkam, da er sie als äußerst rückständig und geistig wenig anregend empfand. Positiv bewertete er lediglich die Vorlesung des Historikers Georg Friedrich Sartorius über deutsche Geschichte. Noch Jahre später beschrieb er die Universitätsstadt in Die Harzreise voller Sarkasmus und Ironie:

»Im Allgemeinen werden die Bewohner Göttingens eingetheilt in Studenten, Professoren, Philister und Vieh; welche vier Stände doch nichts weniger als streng geschieden sind. Der Viehstand ist der bedeutendste. Die Namen aller Studenten und aller ordentlichen und unordentlichen Professoren hier herzuzählen, wäre zu weitläuftig; auch sind mir in diesem Augenblick nicht alle Studentennamen im Gedächtnisse, und unter den Professoren sind manche, die noch gar keinen Namen haben. Die Zahl der göttinger Philister muß sehr groß seyn, wie Sand, oder besser gesagt, wie Koth am Meer; wahrlich, wenn ich sie des Morgens, mit ihren schmutzigen Gesichtern und weißen Rechnungen, vor den Pforten des akademischen Gerichtes aufgepflanzt sah, so mochte ich kaum begreifen, wie Gott nur so viel Lumpenpack erschaffen konnte.« Reisebilder (1824)


Es kam in seinem Falle geradeso wie es kommen musste, denn bereits wenige Wochen nach seiner Ankunft musste Heine die angesehene Universität wieder verlassen. Der Universitätsleitung war zu Ohren gekommen, dass er seinen Kommilitonen Wilhelm Wibel wegen einer Beleidigung zum Duell gefordert hatte. Wibel als Beleidiger wurde daraufhin relegiert, während Heine das consilium abeundi erhielt. Nachdem Heine sich in einem Bordell eine Geschlechtskrankheit zugezogen hatte, schloss ihn wenig später auch die Burschenschaft, der er in Bonn beigetreten war, wegen „Vergehens gegen die Keuschheit“ aus.

Heine wechselte an die Berliner Universität, wo er von 1821 bis 1823 studierte und u. a. Vorlesungen von Georg Wilhelm Friedrich Hegel hörte. Dessen Philosophie prägte das Geschichtsverständnis und die Kunsttheorie Heines. Wie die Junghegelianer wandelte er aber die konservativen Elemente des Hegelschen Denkens „in sozialen und religiösen Radikalismus“ um.

Bald fand Heine Anschluß und Kontakt zu den literarischen Zirkeln Berlins und war regelmäßiger Gast im Salon Elise von Hohenhausens sowie im sogenannten Zweiten Salon Rahel Varnhagens. Rahel und ihr Mann Karl August Varnhagen von Ense blieben Heine freundschaftlich verbunden und förderten seine Karriere, indem sie seine frühen Werke positiv besprachen und ihm weitere Kontakte vermittelten, beispielsweise zu Varnhagens Schwester Rosa Maria Assing, deren Salon in Hamburg er frequentierte. Varnhagen von Ense stand bis zu Heines Tod in einem regen Briefwechsel mit ihm.

Mittwoch, 15. September 2021

Heinrich Heine als neuer Schriftstellertypus

Heinrich Heine



Mit Heinrich Heine betrat Anfang des 19. Jahrhunderts ein völlig neuer Schriftstellertypus die kulturelle Szene. Ein Schriftsteller, der das Werkzeug der Sprache nicht benutzt, um eine ästhetische Gegenwelt zu kreiren, nicht um die ewigen und ehernen Gesetzt der Kunst und des Menschen erneut zu beschwören und nicht, um dem Humanismus der vergehenden Kunstepoche erneut ein Ständchen zu bringen, sondern der mit seinen Texten und Gedichten direkt in die Wirklichkeit eingreift, versucht Einfluss zu nehmen und herauszufordern. Und dies alles tut er mit Gedichten. Ein unerhörter Vorgang.

Durch seine spöttische Dichtung als Kritik der politischen Verhältnisse seiner Zeit gilt Heine als einer der Begründer der modernen Literatur. Der junge Heine wurde durch seine Liebeslyrik bekannt.

Ein Schriftsteller, der das Werkzeug der Sprache nicht benutzte, um eine ästhetische Gegenwelt zu kreiren, nicht um die ewigen und ehernen Gesetzt der Kunst und des Menschen erneut zu beschwören und nicht, um dem Humanismus der vergehenden Kunstepoche erneut ein Ständchen zu bringen, sondern der mit seinen Texten und Gedichten direkt in die Wirklichkeit eingreift, versuchte Einfluss zu nehmen und herauszufordern. Und dies alles tat er mit Gedichten. Ein unerhörter Vorgang.

Der Dichter schrieb poesievoll und kunstfertig in der Sprache, die wir heute noch sprechen, in einem direkten, schnörkellosen, ja beinahe kunstlosen Deutsch, welches aber dennoch so poetisch und gefühlvoll war, dass es bisweilen reinste Poesie zu sein scheint, ehe wieder ein beißender Spott die Oberhand gewann.

Heine war ein Mann mit zwei Gesichtern. Heine vereinigte von Anbeginn diese beiden Seiten in sich: den poetischen Melancholiker, Romantiker und Epikureer auf der einen Seite und den scharfen, ironischen, eloquent sarkastischen Kritiker auf der anderen Seite.

Literatur:

Heinrich Heine
Heinrich Heine von Ludwig Marcuse

Samstag, 11. September 2021

Heinrich Heine als neuer Schriftsteller- und Dichtertypus

Heinrich Heine



Mit Heinrich Heine betrat Anfang des 19. Jahrhunderts ein völlig neuer Schriftsteller- und Dichtertypus die kulturelle Szene. Durch seine spöttische Dichtung als Kritik der politischen Verhältnisse seiner Zeit gilt Heine als einer der Begründer der modernen Literatur. Der junge Heine wurde durch seine Liebeslyrik bekannt.

Mit der verbindung von prägnantem, konstruktiv durchgebildetem Witzstil, spielerisch-poetischem Assoziationsprinzip und scharfer Gesellschaftskritik legte Heine den Grundstein zu seinem Ruhm und rief auch bald Nachahmer auf den Plan. Dabei waren Heines ästhetische Optionen ähnlich wie in der Lyrik auch bei den Reisebildern eher konservativ: Mit der Gesellschaftsnähe der Texte, seiner Neigung zur Personalsatire und zum hyperbolischen sprechen, dem Prinzip der Stilmischung und einer in ausgefeilte rhetorische Figuren gekleideten Formulierungskunst griff er vorklassizistische Traditionen auf.

Ein Schriftsteller, der das Werkzeug der Sprache nicht benutzt, um eine ästhetische Gegenwelt zu kreiren, nicht um die ewigen und ehernen Gesetzt der Kunst und des Menschen erneut zu beschwören und nicht, um dem Humanismus der vergehenden Kunstepoche erneut ein Ständchen zu bringen, sondern der mit seinen Texten und Gedichten direkt in die Wirklichkeit eingreift, versucht Einfluss zu nehmen und herauszufordern. Und dies alles tat er mit Gedichten. Ein unerhörter Vorgang. Heine wurde damit als Schriftsteller einer unserer ältesten Zeitgenossen.

Der deutsche Dichter schrieb poesievoll und kunstfertig in der Sprache, die wir heute noch sprechen, in einem direkten, schnörkellosen, ja beinahe kunstlosen Deutsch, welches aber dennoch so poetisch und gefühlvoll ist, dass es bisweilen reinste Poesie zu sein scheint, ehe wieder ein beißender Spott die Oberhand gewinnt.

Heine vereinigte von Anbeginn diese beiden Seiten in sich: den poetischen Melancholiker, Romantiker und Epikureer auf der einen Seite und den scharfen, ironischen, eloquent sarkastischen Kritiker auf der anderen Seite.

Literatur:

Heinrich Heine
Heinrich Heine von Ludwig Marcuse

Samstag, 1. Mai 2021

Heine in Paris

Paris um 1830

Am 1. Mai 1831 reiste Heine, 33 Jahre alt, nach Paris, wo er als einmal in einem früheren französischen Hoheitsgebiet Geborener Bleiberecht hatte und als bereits bekannter und von deutschen Behörden verfolgter deutscher Dichter recht freundlich aufgenommen wurde. Weil es ihm in Paris gefiel, blieb er – abgesehen von zwei kurzen illegalen Besuchen seiner Mutter in Hamburg - bis zu seinem Tod am 17. Februar 1856.

Heinrich Heine, einer der prominentesten Paris-Verehrer, verbrachte die Hälfte seines Lebens in der Stadt seiner Träume. Paris war für ihn eine »Zauberstadt« und die geistige Hauptstadt Europas. Seine Begeisterung für die Revolution von 1830 in Frankreich und für Paris hatte ihn in die Hauptstadt geführt.

»Ich befinde mich wie Heine in Paris«, schrieb Heinrich Heine euphorisch kurz nach seiner Ankunft im Jahr 1831. Er genoß es, die freie Luft der Weltstadt zu atmen. Eine tiefe Sehnsucht hatte sich erfüllt.


»Sogar die Schrecknisse, die man im eigenen Herzen mitgebracht hat nach Paris,

verlieren dort ihre beängstigenden Schauer. Die Schmerzen werden sofort gesänftigt.

In dieser Luft heilen die Wunden schneller als irgendanderswo.

Es ist in dieser Luft so etwas Großmütiges, so Mildreiches, so Liebenswürdiges.«


Anfang Mai kommt Heine in "die schöne Zauberstadt". Da war er 33 Jahre alt und er wird den Rest seines Lebens dort verbringen. Bald lernte er in einer Pariser Passage eine Schuhverkäuferin kennen, seine große Liebe, die er Mathilde nannte - darüber hinaus aber auch in den Salons die bedeutenden Dichter, Maler und Musiker der Epoche, Balzac, George Sand, Delacroix, Berlioz und viele andere.

Denn Paris war gerade im Begriff, die geistige und kulturelle Metropole Europas zu werden. In Deutschland war Heine ein gescheiterter Jurist, der mit mäßigem Erfolg dichtete.


In Frankreich war er ein Poet, ein freier Mensch, der ein Leben nach seinem Gusto führen konnte. Als er siebzehn Jahre später, ausgerechnet im Revolutionsjahr 1848, an Rückenmarksschwindsucht erkrankte und bis zu seinem Tod 1856 seine »Matratzengruft« kaum mehr verlassen konnte, mussten seine Freunde zu ihm in die Dachwohnung hochsteigen. Doch Paris blieb für ihn die Stadt, die er liebte.

Literatur:


Heinrich Heine in Paris
Heinrich Heine in Paris
von Jörg Aufenanger

Samstag, 7. November 2020

»Deutschland Ein Wintermärchen« von Heinrich Heine



Heinrich Heine

„Im traurigen Monat November wars,

die Tage wurde trüber,

der Wind riß von den Bäumen das Laub,

da reist ich nach Deutschland hinüber.“


Caput I, erste Strophe


Heinrich Heines berühmtes Versepos »Deutschland. Ein Wintermärchen« ist nach seiner Deutschland-Reise im November 1843, die ihn just „im traurigen Monat November“, von Paris über Aachen und Köln nach Hamburg führte, entstanden.

Heine lebte seit 1831 in seinem selbstgewählten Pariser Exil. Er hatte so seine Probleme mit seinem Heimatland, fühlte sich zwar in Frankreich wohl, aber hatte sein Leben lang Sehnsucht nach Deutschland. Ende 1843 kehrte er daher noch einmal für wenige Wochen nach Deutschland zurück, um seine Mutter und seinen Verleger Julius Campe in Hamburg zu besuchen.

Heine hatte in seinem Pariser Exil der freien französischen Republik seinen Blick auf das rückwärtsgewandte preußische Deutschland mit seinem Militarismus mehr als geschärft. Er war hin und hergerissen zwischen verklärter Heimatliebe und seinen Vorwürfen am geistigen Zustande seines Deutschlands im Vormärz der 1840 er Jahre.

Heine, der begnadete Spötter, aus dem französischen Exil zurückkehrend, warf einen satirischen Blick auf das Deutschland anno 1843 in flotten Versen, die schon fast Volkslied-Charakter haben. Heine spart hier nicht mit Spott: gezielte Seitenhiebe gehen in die Richtung der Kirche, der Zensur, der reaktionären Politik und des übertriebenen Nationalismus.


Heines Deutschlandresie von Aachen, Köln, weiter nach Hagen und Unna zum Teutoburger Wald und weiter über den Kyffhäuser, Hannover und Bückeburg ist eine einzige Abrechnung mit Zensur und Unterdrückung, Klerus, Kirche, Militär und unterwürfigen, aber äußerst hochnäsigen Bürgern, dem deutschen Volksliedgut und der romantischen Dichtung.

Samstag, 19. September 2020

Heinrich Heine genialer Dichter und innovativer Journalist

Heinrich Heine

Heine war ein Exzentriker, der sich selbst für den größten deutschen Lyriker hielt. Heine gilt als „letzter Dichter der Romantik“ und zugleich als deren Überwinder.

Er war der erste große deutsche Schriftsteller jüdischer Abstammung. Sein Leben stand unter dem Zeichen der kulturellen Anpassung der deutschen Juden und der damit verbundenen individuellen und sozialen Probleme. Zeitlebens litt er darunter.

Er war einer der ersten deutschen Berufsschriftsteller von Rang, der vom Ertrag seiner Feder zu leben versuchte, ohne sein Kunstideal an den Markt zu verraten. Er gehörte zu den Vertretern des deutschen Geistes und deutscher Kultur, die ihr Leben im Exil verbrachten und deren Blick auf deutsche Verhältnisse dadurch besonders geschärft wurde.

Heinrich Heine war ein Mensch der vielfältigen Natur, er erfand das moderne Feuilleton und den politischen Journalismus und er schrieb romantische Gedichte, die anders waren, als alles bis dahin Verfasste.

Durch Heinrich Heine ist die deutsche Sprache und Literatur zweifellos leichter, ironischer und parodistischer geworden. Er habe „der deutschen Sprache so sehr das Mieder gelockert“, schrieb der große Wiener Sprach- und Kulturkritiker Karl Kraus, dass selbst Bürokraten „an ihren Brüsten fingern können“.

Und Marcel Reich-Ranicki hält Heinrich Heine sogar für „den bedeutendsten Journalisten unter den deutschen Dichtern und den berühmtesten Dichter unter den Journalisten der ganzen Welt“. Der weltweite Erfolg des Dichters ist nicht zuletzt in der hohen Musikalität seiner Lyrik begründet. Annähernd 10.000 Kompositionen nach Heine-Gedichten sind bekannt. Zu den berühmtesten zählt sicher das von Friedrich Silcher (1789–1860) vertonte Lied von der Lorelei (1824): „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, /Dass ich so traurig bin; / Ein Märchen aus alten Zeiten, / Das kommt mir nicht aus dem Sinn.“

Wie aus „Harry“ Heinrich und dem Juristen der Dichter wurde

Geboren wird Heine 1797 in Düsseldorf als Sohn des jüdischen Textilkaufmanns Samson Heine und seiner Frau Elisabeth von Geldern. „Harry“´– wie seine Eltern ihn nennen – besucht das Düsseldorfer Lyzeum und volontiert 1815 in einem Frankfurter Handelshaus. 1817 nimmt er eine Beschäftigung im Bankhaus seines Onkels Salomon Heine in Hamburg an. Mit einer von seinem Onkel eingerichteten Handelsgesellschaft für englische Tücher rasselt er 1819 in die Pleite. Im selben Jahr beginnt er ein Jura-Studium in Bonn, das ihn nach Göttingen und Berlin führt. Heine hört allerdings vor allem Vorlesungen in Literatur und Philosophie. Während dieser Zeit erscheinen erste Gedichte Heines in Zeitschriften.

Er lernt den Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel kennen, mit dem ihn später eine Freundschaft verbindet. 1823 erscheint sein erstes Buch: „Gedichte“. Abschluss des Studiums 1825 mit Promotion zum Dr. jur. Um eine juristische Laufbahn einschlagen zu können, war Heine kurz zuvor zum Protestantismus konvertiert (Taufname: Christian Johann Heinrich). Ab 1826 erscheinen die meisten seiner Werke im Verlag des Hamburger Verlegers Julius Campe. Das erste: die erfolgreichen „Reisebilder“ mit dem Zyklus „Harzreise“. Ein Jahr später wird das "Buch der Lieder“ veröffentlicht.

Zwischen 1827 und 1831 reist Heine nach England und Italien und besucht viele deutsche Städte. In Frankfurt trifft er mit Ludwig Börne zusammen. 1831 geht Heine als Korrespondent der Augsburger Allgemeinen Zeitung nach Paris, das seine neue Heimat wird. Heine strebt fortan danach, zwischen Deutschland und Frankreich zu vermitteln, indem er französische Kultur und Liberalität in Deutschland, deutsche Literatur und Philosophie in Frankreich bekannt macht. Hier trifft er u. a. auf Victor Hugo, begegnet Franz Liszt und Hans Christian Andersen, lernt seine spätere Lebensgefährtin, die Schuh-Verkäuferin Crescence Eugénie Mirat (Mathilde), kennen und schließt Freundschaft mit George Sand. 1835 werden seine Schriften in Deutschland durch einen Beschluss des Bundestags des Deutschen Bundes gegen das Junge Deutschland verboten.

1836 wird eine Rückenmarkserkrankung diagnostiziert und Heine erhält eine Pension von der französischen Regierung. 1841 heiratet er seine Mathilde. 1843 entsteht das viel zitierte Gedicht „Nachtgedanken“ („Denk ich an Deutschland in der Nacht, / Dann bin ich um den Schlaf gebracht“). „Atta Troll. Ein Sommernachtstraum“ erscheint in Heinrich Laubes „Zeitschrift für die elegante Welt“.

Ein Jahr später wird Heines viel beachtete und umstrittene politisch-satirische Dichtung „Deutschland. Ein Wintermärchen“ im revolutionären Exilblatt „Vorwärts“ vorabgedruckt. 1848 ist Heine Berichterstatter der Pariser Februarrevolution. In den nächsten Jahren schreibt er immer wieder an seinen Memoiren und wird von Krankheiten verfolgt. Am 17. Februar 1856 stirbt Heine an den Folgen einer „fortschreitenden Muskelatrophie“. Drei Tage später wird er auf dem Friedhof von Montmartre beigesetzt.

Ewige Angriffslust und nicht endender Humor

Ob in den Dichtungen und mehr noch in seinen scharfsinnigen journalistischen Texten: Heinrich Heines Ton ist neu, frisch – und frech. Geradezu spielerisch und mit ironischem Unterton überwindet er das Schwülstig-Schwere der Goethe-Zeit. Er hat weder Angst vor Süßlichem noch vor bitterer Tragik, vor dem Griff in die geschichtliche Mottenkiste oder tagespolitischer Stellungnahme. Und genau das scheint das Besondere an seinen Werken: ihre Ambivalenz. Denn so leicht Heine etwa im „Buch der Lieder“ (1827) von der Liebe singen kann, so schnell schlägt diese bei ihm um in Trauer über das Unerreichbare.

Bei Heine steht Spaß neben Spott und Lebenslust neben Todesahnung – exemplarisch in „Deutschland. Ein Wintermärchen“ (1844). In Liebesgedichten macht er die Widersprüche der Gesellschaft in wenigen Worten sichtbar, und beharrt in seinen geistreichen politischen Feuilletons auf der Unverfrorenheit einer subjektiven Perspektive.

Zu Unrecht wurde der Exilant Heine für einen Vaterlandslosen Gesellen gehalten. Mit Deutschland verband ihn immer eine ausgeprägte Hassliebe. Dass er sich bei allem Engagement politisch nie hat vereinnahmen lassen, ist ein Beleg dafür, wie ernst es ihm mit dem Gedanken der Freiheit war.

Das vielleicht Wunderbarste an Heine ist aber, dass er trotz Zensur, Krankheit und Heimweh nie seine Angriffslust und seinen Humor verlor: „Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unseren Kleidern, heißt es einmal in seinen „Reisebildern“. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

von Michael Fischer, wissen.de

Weblink:

Heinrich Heine genialer Dichter und innovativer Journalist - www.wissen.de

»Heinrich Heine: Leben und Werk« von Edda Ziegler


»Heinrich Heine: Leben und Werk« von Edda Ziegler

Er war der erste große deutsche Schriftsteller jüdischer Abstammung. Sein Leben stand unter dem Zeichen der kulturellen Anpassung der deutschen Juden und der damit verbundenen individuellen und sozialen Probleme. Zeitlebens litt er darunter.

Er war einer der ersten deutschen Berufsschriftsteller von Rang, der vom Ertrag seiner Feder zu leben versuchte, ohne sein Kunstideal an den Markt zu verraten. Er gehörte zu den Vertretern des deutschen Geistes und deutscher Kultur, die ihr Leben im Exil verbrachten und deren Blick auf deutsche Verhältnisse dadurch besonders geschärft wurde.

Der beste und erfolgreichste Weg eines Biografen, sich einer Person anzunähern,
ist dabei stets eine eigene Interpretation des zu Portraitierenden.






Literatur:


Heinrich Heine: Leben und Werk
von Edda Ziegler

www.edda-ziegler.de